* Gefällt Dir diese Homepage oder meinst Du es besser zu können? Erstelle deine eigene kostenlose Homepage jetzt! *

Lobet den Herrn, alle Heiden

 
Das Lob Gottes eröffnet den Motettenzyklus, um ihn dann
mit „Singet dem Herrn ein neues Lied“ zu beschließen,
beide Motetten münden in das „Halleluja“, den Ausdruck
des Gotteslobs schlechthin, und bilden so den Rahmen.
 
Der kleinsten Motette (nach Werklänge und Stimmenzahl)
steht die größte gegenüber. Die vertonten Texte spiegeln
die Extreme wider: Hier der kürzeste aller Psalmen,
mit seinen nur zwei Versen komplett vertont, dort Verse
aus den beiden letzten Psalmen, also gewissermaßen
der erklommene Zielpunkt des Psalters. Inhaltlich sind
die Verhältnisse mengenmäßig gerade umgekehrt:
„Alle Heiden“ meint die Gesamtheit aller Völker
mit Ausnahme Israels, wogegen die große Schlussmotette
israel-focussiert das allerkleinste Volk zum Gegenstand
hat. Beide Völkergruppen zusammengenommen
stellen die gesamte Menschheit dar.
 
Mit der Zuordnung der kleinsten Motette zur denkbar
größten Menschengruppe und andererseits der größten
Chormotette zum "armen Haufen Israel" (Jesaja 41)
wird eine biblische Wertung aufgegriffen, die jedoch
nichts mit menschlichen Wertmaßstäben zu tun hat.
Die Erwählung Israels war niemals mit Privilegien verknüpft,
sondern die Jahrtausende hindurch geprägt von Leid und
Gericht, aber auch Gnade. Israel ist das Gefäß, in das Gott
die Offenbarung seiner selbst gegeben hat, die in Jesus
Christus gipfelt. Nur aus diesem Gefäß heraus
kann das Heil empfangen werden.
 
Es ist ein interessantes Merkmal der israelitischen Religion,
dass einerseits die Identität als Volk Gottes exclusiv
begriffen wird, aber zugleich das Bewusstsein vorhanden
ist, dass der EINE, lebendige Gott nur aller Menschen Gott
sein kann und will.
 
Da die Heidenvölker ursprünglich von der Gottesgemein-
schaft ausgeschlossen sind, gibt es noch keine Gemeinde.
Dies ist der Grund für die Abwesenheit des Chorals
in dieser Motette. Es bleibt bei der Aufforderung
„Lobet!“ („IHM sagen, was er uns bedeutet“) und
„Preiset!“ („Anderen sagen, was er uns bedeutet“).
Die Verwirklichung des Lobpreises ist noch nicht möglich,
da eine lebendige Beziehung zu Gott nicht besteht.