Fürchte dich nicht, ich bin bei dir
Mit dem Wort „ICH BIN“ hat der Ewige sich einst
Mose vorgestellt. Auch dort war das Thema:
Sendung zu Israel um seiner Erlösung willen.
Fürchte dich nicht, ich, ICH BIN, bin bei dir!
Das Jesajabuch ist wie kein anderes beliebte Fund-
stelle erbaulicher Verse. Es sei bekräftigt, dass
zunächst Israel der Adressat all jener Zusagen ist.
Der nicht mitvertonte Versteil 43,1a lautet:
„Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat,
Jakob, und dich gemacht hat, Israel:“
Es ist theologisch falsch, die Christenheit
an die Stelle Israels setzen zu wollen, wie es
im Laufe der Kirchengeschichte leider allzuoft
geschehen ist.
Gott hat Israel niemals verworfen (Römer 11,29),
wir Heidenchristen werden von der Wurzel Israel
getragen (Römer 11,18), das Neue Jerusalem
trägt an den Toren die Namen der zwölf Stämme
Israels und an den Grundsteinen die Namen der
zwölf Apostel des Lammes (Offenbarung 21,12.14).
An Israel vorbei werden wir nicht gesegnet.
Die Motette hat keinen Schlusschoral, denn Gemeinde
gibt es noch nicht. Dennoch bringt Bach zwei Choral-
strophen aus „Warum sollt ich mich denn grämen“ an,
allerdings verschleiert durch Verzicht auf die Original-
melodie, die Zerlegung in Zeilen bzw. Halbzeilen und
deren Zuordnung zu nur einer Chorstimme. So wird
zwar angedeutet, dass das Heil in der Hinwendung
zu dem einen Hirten liegt, die Erlösung bleibt jedoch
noch vorenthalten.
Jesaja 42,1 weist prophetisch auf den Messias hin:
„Siehe, das ist mein Knecht, ... er wird das Recht
unter die Heiden bringen.“ Vers 10 eröffnet so:
„Singet dem Herrn ein neues Lied.“ So begegnen
uns inmitten der beiden vertonten Jesajaverse die
zwei Schlüsselbegriffe der ersten und der letzten
Motette.
Übrigens ist die letzte Choralzeile in den Ausgaben
zu unrecht abgeschwächt: „lieblich“ – es muss heißen:
„leiblich“. Wie auch immer Zeit, Raum, Sinnlichkeit
und Leiblichkeit sein werden – die Bibel spricht
eindeutig davon, dass dies Merkmale des Lebens
in der Ewigkeit sind.